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- Tag
6: Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt -
Ein heftiger Blitz weckt mich heute
Morgen auf und ich eile zur täglichen Yoga Breathing Class. Erstaunlich, dass
mir das Frühaufstehen im Urlaub absolut nichts mehr ausmacht. Die Pranayama
& Chakra Meditationen wirken viel stärker und andauernder als Kaffee. Es ist
wahrscheinlich keine Raketenwissenschaft, aber ich hätte es nicht für möglich
gehalten. Yoga kann tatsächlich süchtig machen, auch solch eine
"Mittelbegabte" wie mich, die dadurch ausgeglichener und voller Elan
den Tag bestreiten kann. Yoga braucht allerdings neben Zeit auch Geduld und
Konzentration, so ziemlich alles, was ich nicht beherrsche.
Mit meinen Gedanken
in der Yoga Class zu bleiben und sie auf meine Mitte zu richten, stellt bereits
die erste große Hürde für mich dar. Draußen tobt schließlich der Ozean, die Natur
und die Tierwelt manifestieren sich in ihrem Rhythmus und meine Gedanken
schießen mir durch den Kopf. All dies gilt es für mich jeden Tag aufs Neue zu
überwinden, also suche ich nach Hilfe und starre sehr fokussiert unseren weisen
Yoga Lehrer an. Ich versuche an nichts zu denken, bis ich selbst merke, dass
ich längst Fragen nach seinem Leben, Glück, Familie, Frau, etc. ins Universum schicke.
Mit einem indisch-englischen "clooooooose your eyes and reeeeelax"
ermahnt er mich zum letzten Mal mit meinen Gedanken hier zu bleiben und nicht
in eine andere Richtung abzudriften. Da ich mein Treatment am Vorabend von
14:00 auf 8:00 Uhr verschoben habe, bin ich in Eile.
Susanne und ihre Nikki´s Nest-Mitbewohner
haben eine semiprofessionelle Backwater Tour organisiert und ich lasse mich
selbstverständlich auf dieses Abenteuer mit ein. Heute erwartet mich eine
Generalmassage, Dhanyamla Dhara, Nasyam, Snehapanam, Tharpanam und Ela kizhi.
Diese Ganzkörper-Synchronmassage verwendet frische oder zermahlene
Kräuterblätter, die in Baumwollsäckchen gefüllt, in warmes Kräuteröl getunkt
und auf den ganzen Körper aufgestempelt werden. Jedes Mal, wenn die Reisstempel
in die Öl-Kräuter-Mischung getaucht werden, werden dabei Wirkstoffe
freigesetzt. Diese dienen insbesondere zur Hautregeneration und -straffung. Des
Weiteren werden durch diese Behandlung in der Haut angesammelte Schlackenstoffe
und Toxine entfernt.
Um 12 Uhr
treffen wir uns am Strand. 10 übermütige Touristen - inkl. meiner Wenigkeit -
kommen auf die Idee mit einem Fischerboot direkt vom Strand aus zu den
Mangroven (Backwater-Tour) zu gelangen. Kostenfaktor liegt bei 500 Rupien (1€= 68
R.S), Funfactor unbeschreiblich, Adrenalinfaktor deutlich spürbar. Ich
beobachte jeden Tag mit welcher Wucht die 2,5 m hohen Wellen brechen und
verfolge haargenau die Strategie der Fishermen, um die Wellen zu passieren. Es
bedarf ca. 30-40 Männer, um ein Schiff richtig im flachen Wasser zu
positionieren. Mit spürbarer Mühe wird das Boot ins Wasser geschoben und dann
ist eine flinke Manövertaktik gefragt. Es sind immer drei Wellen in gewissen
Abständen sichtbar, die sich nacheinander aufbauen.
Wie immer im Leben kommt es
auf die richtige Stelle/Position, ein eingespieltes Team und das perfekte
Timing an. Das Fischerboot wird immer tiefer ins Wasser geschoben und
nacheinander ziehen sich die Helfer zurück. Bevor die Absprungstelle erreicht
wird, ist nur die Besatzung von 4-5 Menschen an Bord. Immer wieder fällt mal
der eine oder andere aus dem sicheren Boot heraus und schwimmt zurück zum Ufer.
Logisch betrachtet haben wir also keine Chance, mit 10 ungeübten Europäern
(entspricht dem Gewicht von ca. 30 indischen Männern) unter diesen wackeligen
Umständen den sicheren Strand zu verlassen. Wir marschieren ca. 1 km am Strand
entlang und erreichen unsere Adventure Crew. Zu meiner Erleichterung wird
innerhalb von 10 Sekunden mit den zwei Worten "too dangerous" die
spannende Idee zunichtegemacht. Ich habe den "weißen Tiger" bereits
vor der Reise gelesen und könnte mir vorstellen, dass für Inder Plan B mit Plan
A gleich zu setzen ist. Die Tuk Tuks standen bereits am Straßenrand und
warteten geduldig, den Geschäftssinn der Indian Men immer im Hinterkopf. Die
"normale" Backwater Tour ist in meinem Package inklusive, also gehe
ich amüsiert und ein wenig erleichtert zurück.
Ich sehe im Vorbeigehen sehr
viele bunte Boote und die Einheimischen die ihre Fischernetze mit einer Hingabe
nach jedem Fang zum Trocknen ausbreiten. Und ich sehe leider noch etwas,
nämlich jede Menge Müll. Die nicht vorhandene Mülldeponie und die schlecht funktionierende
Müllverwertung sind ein bekanntes Thema in Indien. Aber hier, an diesem
paradiesischen Strand von 600 km Länge, will ich eigentlich damit nicht
konfrontiert werden und auch nicht in diesem Maße. Soweit das Auge reicht,
liegt im höheren Abschnitt des Strandes jede Menge Plastik, Papier und andere
Reste. Traurig und verwirrt kehre ich zum Ressort zurück und spreche gleich vor
Ort das deutsche Management darauf an.
Um 17:00 findet
meine zweite Session des Aura Heelings statt. Ich sitze in der Yoga Hall 2 auf
einem Stuhl und bin sehr gespannt. Diesmal dauert es ca. 30 Minuten und ich
spüre jede Menge Energie (?), die wie eine Strömung durch meinen gesamten
Körper bis hin zu den Zehen fließt. Ich fühle eine unglaubliche Wärme, die sich
im Körper positiv ausbreitet. Am bemerkenswertesten finde ich den Rhythmus
meines Atems, mal normal, mal sehr tief, mal langsam und sehr flach bis zu
einem Gefühl kompletter Atemlosigkeit. War das ein hypnoseähnlicher Zustand?
Ich kriege ein kurzes Feedback, was genau passiert ist und dann ... nun ja,
dann bin ich vorübergehend in perfekter Balance.
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