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- Tag
8: Special Day / Special Guest -
Ich werde um 6:00 Uhr vom Wake-Up Boy
geweckt, um meine Medizin einzunehmen. Ja, richtig um 6:00, denn heute ist ein
besonderer Tag im Verlauf meiner Ayurveda Kur. Panchakarma - die tragende Säule
der Gesundheitspflege - ist die anerkannteste Methode zur inneren und äußeren
Reinigung. Dank der bemerkenswerten Erfolge in der Krankheitsprävention hat sie
ihren etablierten Platz an Indiens Universitäten heute wieder inne. PANCHA
(Fünf) und KARMA (Handlung bzw. Behandlung) steht als Synonym für eine
fünffache Körperreinigung. Diese ausleitende Behandlung, auf die der Körper
über sechs Tage lang vorbereitet wird, soll die überschüssigen DOSHAS aus
meinem Organismus entfernen.
Heute soll ich ruhen und meinem Körper eine
Sendepause gönnen, was ich nun auch bedingt tue. Körperlich nicht besonders
fit, eher träge, müde und schlapp, gehe ich trotzdem zur morgigen Breathing
Class. Mental & geistig bin ich jedoch vollkommen dabei, als wären die Yoga
Matte und ich eins. Ich verspüre kein Hungergefühl, zwinge mich jedoch am
frühen Nachmittag die vorgesehene, wässrige & salzhaltige Reissuppe zu mir
zu nehmen. Biologisch oder physiologisch gesehen ist damit der
Reinigungsprozess beendet. Um 14:00 Uhr gehe ich zum leichten Treatment
(Generalmassage, Facepack). Die Gesichtsmaske, die mir aufgetragen wird, riecht
himmlisch: special powder, rose water, honey, lemon und Banane. Alles zu einer
homogenen Masse gerührt und liebevoll auf die Visitenkarte unsereins
aufgetragen. Ich mag zwar per se keine Bananen und schon gar nicht auf meinem
Gesicht, halte jedoch die 30 Minuten still. Ich sehe danach, ohhh Wunder, wie
ein Neugeborenes aus! Facepack mit Garantie, nachmachen lohnt sich also,
Mädels!
Pünktlich um 16 Uhr stehe ich am
vereinbarten Ort am Strand, doch keines der Kids ist da. Als ich mir gerade das
am Ufer liegende Fischerboot anschaue, entdecke ich zwei Kids (Anju &
Tadeus) darin versteckt. Ich werde durch das Fisherman´s Village namens
Adimalathura geführt und einige Frauen nicken mir sehr freundlich im
Vorbeigehen zu. Die Wohnbedingungen sind ... nun ja indisch eben. Den nötigen
Schatten spenden die wundervollen Coconut-Palmen. Ich sehe sehr kleine
Parzellen, auf denen heruntergekommene Häuser stehen. Die Außenfassade aller Häuser
ist bunt bemalt, drinnen ist es farblos, karg und sehr auf das Wesentliche
reduziert. Ich denke an unsere Zimmer mit Raufaser- oder
Blümchen-Muster-Tapeten mit höchster Präzision geklebt - verkehrte Welt. Im
Parzellen-Labyrinth erreichen wir endlich eine, in der ein frisch gemauerter
Klassen-Raum errichtet wurde. Keine Fenster, keine Tür, dafür vier Wände und
ein festes Dach über dem Kopf. Das Interieur des Raumes: 12 Plastikstühle, 5
Stühle mit einer Schreibablage, eine Schultafel und ein Stück Kreide. Heute ist
dieser Raum besonders schön mit farbigen Luftballons und bunten Malereien der
Kinder geschmückt.
Ich lerne Joy Solomon, Teacher Advisor, kennen und erfahre
nun, was heute gefeiert wird - einjähriges Bestehen der Coastal Brains in
diesem Gebäude. Die Geschichte von Joy wird Euch wahrscheinlich genauso wie
mich berühren, auch wenn sie zugegeben nicht besonders unique ist. Als Sohn
eines Fishers verbrachte er seine Kindheit mit seinem Vater am Wasser, der den
hart verdienten Unterhalt für seine Familie sichern musste. Eines Tages kreuzte
sich der Weg des 10jährigen Jungen mit dem eines reisenden Engländers am Strand.
Sie lernten sich näher kennen und es folgte eine langjährige Unterstützung,
sowohl finanzieller als auch mentaler Natur. Es ging um viel mehr als nur ein
bisschen Geld nach Indien zu schicken. Jegliche Vorbereitungen auf Aufnahmetests
für die Schule, Motivationsgespräche, College-Support und Englisch-Kenntnisse
wurden stark gefördert, vor allem durch eine tiefe Briefkorrespondenz. Joy
wurde zum Teacher ausgebildet, ging für 2 Jahre Praxis auf die Malediven, um
schließlich vor etwa 2 Jahren zu seinem Geburtsort nach Indien zurückzukehren.
Sein englischer Mentor ist mittlerweile sehr alt und reist nicht mehr selbst
nach Indien, aber der Kontakt ist über die Jahre bis heute noch erhalten
geblieben. Ein Déjà-vu von "Ziemlich beste Freunde", sagt ihr ... ja,
kann man so sehen. Unique ist jedoch, was er mit seinem Projekt "Coastal Brains"
(for the education of fishermen children) vorhat. Aus Platzmangel unterrichtet
Joy die ersten 12 Kids (6 Mädels & 6 Jungs) in der Zeit vor und nach der
staatlichen Schule und konzentriert sich dabei auf das Wichtigste im Leben -
ein Ziel vor Augen zu haben. Die ältere Generation gehörte zwangsläufig der
Fischerkaste an, aus der sie nie ausbrechen konnte. Die neue Generation, wie
überall auf der Welt, ist jedoch mutiger, lernwilliger, ein Stück weit
rebellischer, vor allem aber wesentlich neugieriger. Das wichtige Bedürfnis und
die Wandlung in der indischen Tradition haben hier, zu meiner positiven
Überraschung, die Älteren deutlich erkannt. Sie entlassen ihre Kinder aus der
täglichen harten Fischerman´s Arbeit und investieren in die Bildung und
geistige Entfaltung. Geld haben die wenigsten von ihnen, aber die Zeit für
Kinderarbeit, die auch Geld einbringen sollte, wird anderweitig verbracht und
zwar hier in diesem Klassenraum.
Die coolsten Dinge in unserem Leben
passieren gefühlt so ungeplant, obwohl ich das seltsame Gefühl nicht loswerde,
dass es so eigentlich sein soll. Ich bin jedenfalls überglücklich hier zu sein
und an diesem besonderen Ereignis der Einheimischen teilzunehmen. Zu meiner
Überraschung kommt ein zweiter Special Guest, Chris aus Schweden, der mit
seiner Mom ebenfalls eine Kur in unserem Ressort genießt. Wir bilden offiziell
ein European-Komitee und werden zwangsläufig in die erste Reihe gesetzt. Die
Eltern, vorrangig die Mütter, nehmen, ein wenig überrascht über unsere
Anwesenheit, ihre Plätze ein und das Programm kann beginnen. Es folgen
wunderschöne indische Tänze in farbenfrohen Saris, ein etwas holpriger Jungen
Chorgesang und zwei lustige Geschichten mit einer weisen Konklusion werden auf
Englisch vorgetragen.
Anschließend eine exzellente Yoga Kurzvorstellung, von
einem Jungen, der gerade über 2 Monate lang in einem Ashram praktiziert hat. Er
möchte ein Yogalehrer werden und ich glaube es ihm auf Anhieb. Tja, hätte ich
damals bloß nicht den lieben langen Tag Barbie-Puppen an- und umgezogen, ....
dann wäre ich womöglich jetzt ...
Viele der Kids wissen bereits welchem
Beruf sie nachgehen wollen und ich habe den starken Eindruck, deren Träume
werden tatsächlich wahr. Und obwohl sie noch sehr süß, putzig und noch ein
wenig verunsichert auftreten: alle haben ein klares Ziel vor Augen und arbeiten
hart daran. Der Wecker klingelt oder eher der Hahn kräht bereits für manche um
5:00 morgens. Der Tagesplan zum Nachschauen unter http://www.coastalbrains.blogspot.in/. Im Anschluss werden
selbstgebackene regionale Köstlichkeiten verteilt und ich beobachte die
strahlenden Kindergesichter, die stolzen und zufriedenen Mütter und den
sichtlich berührten Joy Solomon. Chris und ich haben eine verdammt richtige
Entscheidung getroffen, die ruhige ayurvedische Mauer für diese paar Stunden gegen
eine herzzerreißende Aktion einzutauschen.
Hallo Agnes ich habe mich gestern mit Joy getroffen und möchte den Kindern zu Weihnachten einen neuen Dress kaufen und wenn es mir möglich ist auch noch die entsprechenden Hefte und Stifte. Ich war sehr beeindruckt von Joy und den Kindern. Seit Jahren schenke ich hier in und um Kovalam Kindern Spielzeug und Hefte und Stifte für die Schule. Aber den meisten Spass habe ich dabei. Die Kinder sind so anders, als unsere Kinder in Deutschland, die vom Konsum so total verwöhnt sind.
AntwortenLöschenGruß Marlies