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- Tag 13: Saunieren in Indien -
Wie stellt Ihr
Euch eine Sauna in Indien vor? Wahrscheinlich genauso wie ich: man schwitzt
freiwillig auf einer hoffentlich nicht vorreservierten Liege und genießt die Hitze
der Sonne. Mal ehrlich, logisch betrachtet macht eine Sauna in Indien doch gar
keinen Sinn. Nun stimmt aber auch, dass "sich sonnen" also "den
Teint der Haut auf eine natürliche und nicht zu selten krebserregende Art zu
brutzeln" nichts mit dem Sauna Verfahren gemeinsam hat.
Saunieren oder in
Indien "Steambath" genannt, soll vor allem der Abhärtung gegen
Erkältungskrankheiten dienen. Die Erhöhung der Körpertemperatur auf bis zu 39
°C während der Schwitzphase (künstliches Fieber) bewirkt innerhalb des Körpers
dasselbe, was auch ein echtes Fieber bewirkt, nämlich eine Zerstörung von
Krankheitserregern durch erhöhte Temperatur. Saunabaden dient auch der
Hautpflege und verlangsamt die Hautalterung (Gefäßtraining). Heute steht genau
diese Anwendung neben der bereits bekannten Rejuvenationmassage auf dem
Treatment-Plan. Ich werde zu einem Raum geführt, in welchem eine aus Holz
gebaute große Box steht.
Der Holzwürfel erinnert mich an einen Umzugskarton,
der gleich mit Inhalt gefüllt und oben zugeklappt wird, aber so, dass mein Kopf
rausschauen kann. Guillotine ist eine weitere Assoziation in diesem Moment, als
ich mich hineinsetze. Es ist zugegeben etwas außergewöhnlich, aber ich versuche
eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Thankam und ich lachen uns halb
schlapp über diese "Steambath-Tortur", die ich über mich ergehen
lasse. Ich erzähle Ihr wie bei uns die "Lass uns doch in die Sauna
gehen"-Idee normalerweise zelebriert wird und verlasse nach 5 Minuten die
indische Beauty-Box wieder. Denn, wenn es gut für mich war, dann waren diese 5
Minuten aus meiner Sicht hier absolut ausreichend.
An meinem
vorletzten Tag gehe ich endlich in das Dörfchen, um meinem sehr guten Freund
Daniel eine Chirava zu besorgen. Chirava ist eine Maschine oder besser gesagt
eine Art Reibe, die die Inder zum frischen Kokosnussraspeln benutzen.
Ich habe
über eine Woche lang gebraucht, um mit Händen und Füßen unserem Koch zu
erklären, was genau ich eigentlich suche. Eines Abends durfte ich sogar einen
Blick in die Hotelküche werfen und sah dort eine sehr einfache spartanische
Maschine, die aber aufgrund ihrer Größe nie in einem herkömmlichen Koffer
transportiert werden könnte. Es gäbe wohl eine einfachere Variante und diese
soll ich in einem Hardware-Shop an der Hauptstraße um die Ecke suchen. Im
dritten Kiosk zwischen Schrauben, Farbeneimern und Glühbirnen bin ich am Ziel.
Ich halte die Chirava in der Hand - klein & handlich, nicht besonders
vertrauenserweckend und aus meiner Sicht auch ein wenig verrostet (aus
Verkäufersicht "nur ein bisschen verstaubt"). Ich kaufe das Teil
trotzdem für 50 R.S. und hoffe, dass sie Daniel eine lange und treue
Küchenutensilien sein wird. Um 16 Uhr treffe ich Joy Solomon zu einer
Besprechung bezüglich des Coastal Brains Projektes im Ressort.
Wir sitzen im Open
Air Restaurant, trinken das obligatorische Herbal Water und Joy erklärt mir die
aktuelle finanzielle Lage jedes einzelnen Kindes und auch seine, denn er trägt
die gesamte Verantwortung. Neben dem dringenden Umbau, vor allem im sanitären
Bereich, geht es zukünftig um eine Art "Education-Patenschaft" für
jedes einzelne Kind. Die Annual school expense (uniforms, dresses, books,
pens, other materials) pro Kind betragen 2.000 R.S (15 Euro) pro Jahr. Ich denke darüber nach, wofür wir
zuhause 15 Euro ausgeben und wie schnell das manchmal passiert. Ein Jahr Freude
für ein Kind Sinn- und Zukunftsgesteuert versus einen Long Drink beispielweise,
der uns natürlich einen kurzen Wohlfühl-Kick am Wochenende garantiert.
Vielleicht 2-3 Mal abends im Kiosk um die Ecke überteuert einkaufen, weil man
keine Zeit oder Lust hatte, das Notwendigste auf herkömmliche Art und Weise zu
besorgen. Ich denke an meinen letzten Parkverstoß in unserem bunten Nachbarland
Holland: 1h ohne Ticket = 55 Euro Strafe!
Hart und gerecht, Ihr Lieben NL´s. An
das obligatorische und von manchem Oberkasseler verhasste Kirmes-Besuch-Event
im Sommer mit allen Höhen und Tiefen - wo man mit 15 Euro nicht weit kommen
würde! Alles im Sinne der eigenen Befriedigung und alles mit dem Wort
"Spaß" gesteuert. Spaß ist für mich einer der "Ocean"-Begriffe:
aus Unmengen an subjektiven Meinungen definierbar und aus genauso vielen
unterschiedlichen Perspektiven als notwendig klassifizierbar. Ich bin ein
Freiheits- und Vielfalt-Befürworter deshalb ist das auch grundsätzlich gut so.
Aber, um Himmels Willen, wenn ich in diesem Zusammenhang über meinen eigenen
sinnlosen Konsum nachdenke, dann zwingt mich das auf der Stelle zum
kategorischen Umdenken! Ich lebe in Deutschland, dazu noch in Düsseldorf, aber
bei allem Respekt, vor allem vor mir selbst ... klar, die fünfte must-have
Handtasche macht kurzzeitig "glücklich", aber viel glücklicher,
erfüllter und nachhaltiger macht für mich doch eine Investition z.B. in das
Schulklasseninterieur. Wie immer im Leben kommt es auf die gesetzten
Prioritäten an: "Tasche", hier als Metapher zitiert, versus einem
geraden und aufrechten Kinderrücken als Konzentrationshilfe und Support für die
Kleinen. Ich habe meine Entscheidung bereits gefällt. Im Anschluss bitte ich
Joy für mich ein paar Informationen über jedes einzelne Kind aufzubereiten. Ich
möchte wissen, aus welchen Familien sie kommen, wofür sie sich interessieren
und welche Träume & Hobbies sie haben? Ich werde diese Information und
Quellen in Deutschland wohlüberlegt an meine lieben Freunde sharen, um
sofortige Hilfe zu leisten.
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