Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 14
Dienstag, 27. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
Heute habe ich viel zu tun und zum ersten Mal mache ich einen Plan. Natürlich ohne Outlook und die üblichen Hilfsgeräte, einfach einen virtuellen Schedule im Kopf, um nichts zu vergessen. Denn morgen, morgen Früh ... ahhhh, es ist erst heute Früh, daher stehe ich wie gewohnt auf und gehe zur Meditation & Yoga Breathing Class. "Denke doch nicht darüber nach, dass es das letzte Mal sitzend in der Lotus-Position ist“, sage ich mir – “anstatt der ruhigen Stimme des Yogalehrers zu folgen" - zu spät, ich denke bereits darüber nach.
Um 8:00 fängt mein letztes Treatment (Rejuvenationmassage, Facepack) an und während ich meine Beauty-Face-Maske genieße, fange ich sogar an, über die letzten Bananen auf meinem Gesicht nachzudenken. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hasse buchstäblich den letzten Tag in jedem Urlaub. Ich bin heute durchgetaktet, denn auf meinem Plan stehen To-dos wie: Spices & Gifts für meine Freunde kaufen (Prio 1), Abschluss-Gespräch beim Medical Doctor durchführen (Prio 1), ayurvedische Medizin nach dem Final-Gespräch beim Medical Doktor erwerben (Prio 1), Joy & Kinder besuchen (Prio 1), offene Posten an der Rezeption begleichen (Prio 1), Adressen mit Ayurveda-Freunden austauschen (Prio 1), den Strand und das wunderschöne Meer verabschieden (Prio 1), Online bei Emirates einchecken (Prio 1), Koffer packen (Prio 1) und mit Dagmar & Stefan für den "Best of Airport-Shuttle" die Uhrzeit abstimmen (Prio 1).
- Tag
14: Der "das letzte Mal" -
Heute habe ich viel zu tun und zum ersten Mal mache ich einen Plan. Natürlich ohne Outlook und die üblichen Hilfsgeräte, einfach einen virtuellen Schedule im Kopf, um nichts zu vergessen. Denn morgen, morgen Früh ... ahhhh, es ist erst heute Früh, daher stehe ich wie gewohnt auf und gehe zur Meditation & Yoga Breathing Class. "Denke doch nicht darüber nach, dass es das letzte Mal sitzend in der Lotus-Position ist“, sage ich mir – “anstatt der ruhigen Stimme des Yogalehrers zu folgen" - zu spät, ich denke bereits darüber nach.
Um 8:00 fängt mein letztes Treatment (Rejuvenationmassage, Facepack) an und während ich meine Beauty-Face-Maske genieße, fange ich sogar an, über die letzten Bananen auf meinem Gesicht nachzudenken. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber ich hasse buchstäblich den letzten Tag in jedem Urlaub. Ich bin heute durchgetaktet, denn auf meinem Plan stehen To-dos wie: Spices & Gifts für meine Freunde kaufen (Prio 1), Abschluss-Gespräch beim Medical Doctor durchführen (Prio 1), ayurvedische Medizin nach dem Final-Gespräch beim Medical Doktor erwerben (Prio 1), Joy & Kinder besuchen (Prio 1), offene Posten an der Rezeption begleichen (Prio 1), Adressen mit Ayurveda-Freunden austauschen (Prio 1), den Strand und das wunderschöne Meer verabschieden (Prio 1), Online bei Emirates einchecken (Prio 1), Koffer packen (Prio 1) und mit Dagmar & Stefan für den "Best of Airport-Shuttle" die Uhrzeit abstimmen (Prio 1).
Es ist erst Mittag und ich beschließe,
mich zum letzten Mal ayurvedisch-kulinarisch zu stärken. Ich sitze im
wunderschönen Open-Air-Restaurant an meinem Stammplatz mit dem Blick direkt auf
das ruhige Meer gerichtet. Ich sammle meine Gedanken, so wie ich es jedes Mal
in den letzten 14 Tagen tat. Gedanken sind bekanntlich der Anfang von Taten, also
tippe ich eifrig auf der iPad-Tastatur die Schlüsselfrage an mich selbst: Welchen
Einfluss hat diese ganzheitliche Medizin auf mich ausgeübt und was bedeutet Ayurveda
für mich? Ich habe mich auf ein komplett neues Terrain gewagt - ein paar Sätze
geschrieben und daraus ist sogar mein erstes Tagebuch entstanden. Für einen
Zahlen-verliebten Menschen wie mich ist das eine Überwindung und eine
sportliche Leistung, wie ich finde. Ich habe aufgehört meinen Körper weiterhin
als immer 100% funktionierende und durchgehend zum Einsatz bereite Maschine zu
sehen. Die Rolle meiner Ernährung verstehe ich endlich mehrdimensional.
Und
auch wenn ich nicht für die Küche geschaffen bin, werde ich viel bewusster im
Menü-Karten-Dschungel navigieren. Ich werde mein Leben nicht mehr nach dem
Motto "höher, schneller, besser" bestreiten. Viel eher
"nachhaltiger, kooperativer & reflektierender". Dem Satz
"make a break" schenke ich endlich mehr Aufmerksamkeit und die
Antworten auf meine Fragen werden in mir selbst statt irgendwo da draußen
gesucht. Ayurveda bedeutet für mich vor allem Zuhören, in mich selbst
hineinhorchen. Denn der Körper, die Seele, der Geist oder wie auch immer ihr es
definieren wollt, meldet sich schon zu Wort, aber wir hören nicht immer zu. Und
wenn wir ab und zu zuhören, wollen wir es entweder nicht wahrhaben oder haben
Angst vor Veränderungen. Es gibt jede Menge Dinge, die uns alle nervös,
depressiv oder krank machen.
Wir müssen die Art und Weise ändern, in der wir
denken, fühlen und handeln. Jene Überzeugungen oder Parameter, die generell von
der Realität abweichen oder die uns zur negativen Seite der Dinge bringen, aus
unserem Leben löschen.
Dazu
eine Aufgabe für Euch: stellt Euch einen Raum oder ein Lager vor, in dem Ihr
jahrelang Eure Sachen abgestellt habt. Der Raum wird von einer 40W-Birne
beleuchtet. Wechselt die Birne durch eine 100W-Birne aus und beobachtet, was
geschieht. Ihr werdet das Durcheinander und den Staub sehen, von dem Ihr vorher
dachtet, dass es ihn gar nicht gibt. Der Schmutz tritt klarer hervor. Ihr müsst
Eure "Lagerräume" in Ordnung bringen, weil Ihr jeden Tag mehr Licht
in euer Bewusstsein aufnehmt. Selbst wenn Ihr es lieber vermeiden wollt,
solltet Ihr damit beginnen, Eure Angelegenheiten in die Hand zu nehmen und mit
der "Reinigung" loslegen. Sonst heißt die Entscheidung, inmitten des
Schmutzes zu leben. Diese Änderung verursacht Beschwerden oder Schmerzen des
Körpers und des Skeletts.
Meistens können
die medizinischen Tests keine Ursache oder Erkrankung finden, die das
hervorruft. Im Allgemeinen schreiben sie es dem Stress oder nervösen Zuständen
zu. Nichts könnte der Wahrheit ferner liegen. Denn diese Beschwerden werden
durch negative Emotionen hervorgerufen, die wir im Laufe unseres Lebens
angesammelt haben, Ängste und Befürchtungen, die ihr stets mit Euch
rumgeschleppt habt und die jetzt die Chance haben, überwunden und umgewandelt
zu werden. Es geht um diesen Staub, der sich jahrelang angesammelt hat. Ihr
könnt ihn jetzt sehen, damit er gereinigt wird.
Es wird Nächte geben, in denen
Ihr aufwacht und stundenlang nicht wieder einschlafen könnt. Versucht nicht,
Euch zum Schlafen zu zwingen. Lest ein Buch, schaut fern, meditiert. Kämpft
nicht gegen euer Inneres an und denkt, es wäre etwas falsch mit euch. Es ist
die Veränderung, die sich anbahnt und die in manchen Fällen lebensnotwendig
ist. Ihr habt die Wahl, so wie ich meine Wahl hatte, mich jeden Morgen um 6:45
zur Yoga Breathing Class wecken zu lassen. Nehmt die Dinge einfach an und lasst
sie auf euch einwirken. Der Rest geschieht von selbst und so kann jeder von euch
mit Ruhe und innerer Gelassenheit das tun, was ihm guttut. Ein langwieriger
Prozess, sagt ihr? Ja klar! Ich musste mich am Anfang auch selbst zu meiner
Entwicklung "zwingen", aber es hat sich gelohnt. Ich wünsche Euch
viel Glück dabei.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 13
Montag, 26. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag 13: Saunieren in Indien -
Wie stellt Ihr
Euch eine Sauna in Indien vor? Wahrscheinlich genauso wie ich: man schwitzt
freiwillig auf einer hoffentlich nicht vorreservierten Liege und genießt die Hitze
der Sonne. Mal ehrlich, logisch betrachtet macht eine Sauna in Indien doch gar
keinen Sinn. Nun stimmt aber auch, dass "sich sonnen" also "den
Teint der Haut auf eine natürliche und nicht zu selten krebserregende Art zu
brutzeln" nichts mit dem Sauna Verfahren gemeinsam hat.
Saunieren oder in
Indien "Steambath" genannt, soll vor allem der Abhärtung gegen
Erkältungskrankheiten dienen. Die Erhöhung der Körpertemperatur auf bis zu 39
°C während der Schwitzphase (künstliches Fieber) bewirkt innerhalb des Körpers
dasselbe, was auch ein echtes Fieber bewirkt, nämlich eine Zerstörung von
Krankheitserregern durch erhöhte Temperatur. Saunabaden dient auch der
Hautpflege und verlangsamt die Hautalterung (Gefäßtraining). Heute steht genau
diese Anwendung neben der bereits bekannten Rejuvenationmassage auf dem
Treatment-Plan. Ich werde zu einem Raum geführt, in welchem eine aus Holz
gebaute große Box steht.
Der Holzwürfel erinnert mich an einen Umzugskarton,
der gleich mit Inhalt gefüllt und oben zugeklappt wird, aber so, dass mein Kopf
rausschauen kann. Guillotine ist eine weitere Assoziation in diesem Moment, als
ich mich hineinsetze. Es ist zugegeben etwas außergewöhnlich, aber ich versuche
eine gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Thankam und ich lachen uns halb
schlapp über diese "Steambath-Tortur", die ich über mich ergehen
lasse. Ich erzähle Ihr wie bei uns die "Lass uns doch in die Sauna
gehen"-Idee normalerweise zelebriert wird und verlasse nach 5 Minuten die
indische Beauty-Box wieder. Denn, wenn es gut für mich war, dann waren diese 5
Minuten aus meiner Sicht hier absolut ausreichend.
An meinem
vorletzten Tag gehe ich endlich in das Dörfchen, um meinem sehr guten Freund
Daniel eine Chirava zu besorgen. Chirava ist eine Maschine oder besser gesagt
eine Art Reibe, die die Inder zum frischen Kokosnussraspeln benutzen.
Ich habe
über eine Woche lang gebraucht, um mit Händen und Füßen unserem Koch zu
erklären, was genau ich eigentlich suche. Eines Abends durfte ich sogar einen
Blick in die Hotelküche werfen und sah dort eine sehr einfache spartanische
Maschine, die aber aufgrund ihrer Größe nie in einem herkömmlichen Koffer
transportiert werden könnte. Es gäbe wohl eine einfachere Variante und diese
soll ich in einem Hardware-Shop an der Hauptstraße um die Ecke suchen. Im
dritten Kiosk zwischen Schrauben, Farbeneimern und Glühbirnen bin ich am Ziel.
Ich halte die Chirava in der Hand - klein & handlich, nicht besonders
vertrauenserweckend und aus meiner Sicht auch ein wenig verrostet (aus
Verkäufersicht "nur ein bisschen verstaubt"). Ich kaufe das Teil
trotzdem für 50 R.S. und hoffe, dass sie Daniel eine lange und treue
Küchenutensilien sein wird. Um 16 Uhr treffe ich Joy Solomon zu einer
Besprechung bezüglich des Coastal Brains Projektes im Ressort.
Wir sitzen im Open
Air Restaurant, trinken das obligatorische Herbal Water und Joy erklärt mir die
aktuelle finanzielle Lage jedes einzelnen Kindes und auch seine, denn er trägt
die gesamte Verantwortung. Neben dem dringenden Umbau, vor allem im sanitären
Bereich, geht es zukünftig um eine Art "Education-Patenschaft" für
jedes einzelne Kind. Die Annual school expense (uniforms, dresses, books,
pens, other materials) pro Kind betragen 2.000 R.S (15 Euro) pro Jahr. Ich denke darüber nach, wofür wir
zuhause 15 Euro ausgeben und wie schnell das manchmal passiert. Ein Jahr Freude
für ein Kind Sinn- und Zukunftsgesteuert versus einen Long Drink beispielweise,
der uns natürlich einen kurzen Wohlfühl-Kick am Wochenende garantiert.
Vielleicht 2-3 Mal abends im Kiosk um die Ecke überteuert einkaufen, weil man
keine Zeit oder Lust hatte, das Notwendigste auf herkömmliche Art und Weise zu
besorgen. Ich denke an meinen letzten Parkverstoß in unserem bunten Nachbarland
Holland: 1h ohne Ticket = 55 Euro Strafe!
Hart und gerecht, Ihr Lieben NL´s. An
das obligatorische und von manchem Oberkasseler verhasste Kirmes-Besuch-Event
im Sommer mit allen Höhen und Tiefen - wo man mit 15 Euro nicht weit kommen
würde! Alles im Sinne der eigenen Befriedigung und alles mit dem Wort
"Spaß" gesteuert. Spaß ist für mich einer der "Ocean"-Begriffe:
aus Unmengen an subjektiven Meinungen definierbar und aus genauso vielen
unterschiedlichen Perspektiven als notwendig klassifizierbar. Ich bin ein
Freiheits- und Vielfalt-Befürworter deshalb ist das auch grundsätzlich gut so.
Aber, um Himmels Willen, wenn ich in diesem Zusammenhang über meinen eigenen
sinnlosen Konsum nachdenke, dann zwingt mich das auf der Stelle zum
kategorischen Umdenken! Ich lebe in Deutschland, dazu noch in Düsseldorf, aber
bei allem Respekt, vor allem vor mir selbst ... klar, die fünfte must-have
Handtasche macht kurzzeitig "glücklich", aber viel glücklicher,
erfüllter und nachhaltiger macht für mich doch eine Investition z.B. in das
Schulklasseninterieur. Wie immer im Leben kommt es auf die gesetzten
Prioritäten an: "Tasche", hier als Metapher zitiert, versus einem
geraden und aufrechten Kinderrücken als Konzentrationshilfe und Support für die
Kleinen. Ich habe meine Entscheidung bereits gefällt. Im Anschluss bitte ich
Joy für mich ein paar Informationen über jedes einzelne Kind aufzubereiten. Ich
möchte wissen, aus welchen Familien sie kommen, wofür sie sich interessieren
und welche Träume & Hobbies sie haben? Ich werde diese Information und
Quellen in Deutschland wohlüberlegt an meine lieben Freunde sharen, um
sofortige Hilfe zu leisten.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 12
Sonntag, 25. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag 12: Spoken englisch II -
Ich träume von
einem massiven Tsunami, der angekündigt auf uns zukommt. Ich selbst bin
allerdings in Sicherheit, denn unser Ressort wurde auf einem Hügel erbaut. Ich erlebe
das Natur Spektakel so nah und doch wie aus der Ferne, so als würde ich auf dem
Sofa im Wohnzimmer sitzend einen Krimi verfolgen. Das Fisherman´s Village und
das dazugehörige Leben erlischt. Ich bin ganz alleine und nur vom Wasser
umgeben. Ich wache vom energischen Klopfen an der Tür auf. Es ist 6:45. It´s
time for Yoga Breathing Class.
Im Anschluss eile ich zu meinem vor-vor-vor
letzten Treatment (Generalmassage, Thakra Dhara Head & Body). Thakra Dhara
ist eine Behandlung vor allem für Schlaflosigkeit, Vata vorherrschende
Krankheiten, geistige Anspannung, Gedächtnisverlust und bestimmte
Hauterkrankungen. Warum ich ausgerechnet heute diese Art der Behandlung bekomme
weiß ich nicht genau. Womöglich ist mit geistiger Anspannung unser westlicher
Stress im Job gemeint. Bei dieser Anwendung werden heilende Milch oder
Buttermilch und einige pflanzliche Öle nach einer speziellen Methode auf meinen
Körper und im Anschluss auf meine Stirn gegossen.
Der ununterbrochene Fluss auf
meine Kopfhaut erzeugt tatsächlich eine sanfte & sehr beruhigende Wirkung.
Manche der Ayurveda-Teilnehmer sehen während des Treatments verschiedene
Farben. Ich sehe nichts, ich schlafe lediglich fast ein.
Ich
"schwänze" zum ersten Mal meine Intermediate Yoga Stunde, Asche auf
mein Haupt, aber es geht zeitlich nicht anders und ich eile gegen 16 Uhr zum
Spoken English Unterricht. Ich lasse den gestrigen Tag live im gewohnten
Klassenraum Revue passieren, teile die Eindrücke und zeige alle Fotos. An manchen
Stellen komme ich mit meinem Englisch nicht weiter, daher erzählt Joy in Hindi
(offizielle Sprache) oder Malayalam (Dialekt im Kerala State) die wichtigsten
Details der indischen Geschichte.
Am eigenen Leib erlebe ich, vor allem aber
meine kleinen Zuhörer, wie es sich anfühlt, wenn man eine Fremdsprache schlecht
beherrscht. Perfekt! Für Joy einen Klassenausflug zu organisieren grenzt an die
Macht des Unmöglichen. Dies ist zumindest für heute die einzige Chance ein
virtuelles Sightseeing zu unternehmen. Als Hausaufgabe sollten alle Kids Fragen
an mich vorbereiten und tatsächlich werde ich angenehm gelöchert: "Welche
Währung gibt es in Polen?", "Welches ist das typisch deutsche
Essen?" "Wo liegt München?“ und “Was ist Schnee?" und ob ich
Geschwister habe. Ich bin ein mehr als verwöhntes Einzelkind, Anju ist es
ebenfalls, nur nicht verwöhnt.
In Kerala leben Hindus, Muslims und Christen gut
miteinander vereint. Die christlichen Familien haben in der Regel 2 Kinder, die
muslimischen und Hindu variieren zwischen 3 und 7. Anju lebt mit ihrer alleinerziehenden
Mutter, die krankheitsbedingt lediglich ein paar Stunden am Tag arbeiten kann,
zusammen. Sie liebt es zu malen und zeigt mir ein wenig schüchtern ihre ersten
Werke. Sie möchte Mathelehrerin werden, genau wie ich mal Mathe unterrichten
wollte. Bei mir folgten dann noch 100 weitere Berufsideen, bis ich schließlich
dort gelandet bin, wo ich heute stehe. Ich bin sehr neugierig, was aus den
großen Plänen dieser Kinder noch alles werden wird.
Zum Abschluss darf ich für
Morgen eine Muschel aus dem von mir gebastelten Spiel ziehen. Die Message des
morgigen Tages lautet: "Everything is possible"! Während die Jungs
und Mädchen noch am Überlegen sind, was sie morgen mit dem Spruch anfangen, schmiede
ich bereits meine Pläne, die mit diesen Fisherman´s Children zu tun haben
werden, insbesondere mit Anju.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 11
Samstag, 24. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
11: Kanyakumari, Gandhi Tempel, Suchindram Temple & Padmanabhapuram Palace -
Um 3:35 Uhr fahren wir los. Es ist
stockdunkel und alle beschließen noch eine Runde im Auto zu schlummern. Es ist
auch manchmal besser mit geschlossenen Augen durch Indien zu reisen. Ich finde,
wir Touristen sollten eine Möglichkeit bekommen an einem Fahrunterricht
teilnehmen zu können. Wir würden danach garantiert viel entspannter das große
Land erkunden :-).
Obwohl die Straßen so gut wie leer sind,
fahren wir mit einer Ø Geschwindigkeit von 40 km/h und erreichen Cape Comorin
(Kanyakumari) erst gegen 5:40 Uhr. Es ist zwar immer noch stockdunkel, aber das
besondere Gefühl am südlichsten Ort Indiens zu sein, baut sich langsam in mir
auf. An der Südspitze Indiens treffen das Arabische Meer, der Golf von Bengalen
und der Indische Ozean aufeinander. Hier sind die Sonnenauf- und Untergänge ein
überwältigendes Erlebnis. Viele Pilger, die die jungfräuliche Hindu-Göttin Kanyakumari
verehren, kommen zum Kanyakumari-Tempel (Zutritt nur für Hindus). Es gibt nur
zwei Orte auf unserer Erde, an dem man vom selben Punkt aus sowohl
Sonnenaufgang als auch Sonnenuntergang genießen kann: hier und in Südafrika.
Und ich bin gerade an einem dieser magischen Orte und warte auf den besonderen
Moment. Langsam wird es heller und alle um mich versammelten Einheimischen
schauen sehnsüchtig und in voller Erwartung zum Horizont. Um ca. 6:20 geht
majestätisch die Sonne auf.
Ich höre Gesang und Gebete der Einheimischen. Für
mich sind die Atmosphäre und dieser Augenblick einfach unbeschreiblich. Es ist
animalisch hier zu sein und die ungeheuerliche Kraft der glühenden
"Kugel" live zu beobachten. Ich höre auf wie wild zu knipsen und
speichere die Impressionen und den Moment mit meinem Auge für immer ab. Die
Kraft der Sonne zu tanken ... ich weiß immer noch nicht, was ich davon halten
soll. Aber irgendetwas passiert mit einem - das ist für mich unbestritten!
Wir sind eine
der wenigen Touristengruppen an diesem Morgen und werden selbstverständlich zur
Attraktion. Viele möchten uns vor die Linse bekommen, also stimmen wir dem
amüsanten und obligatorischen Ritual zu. Wir schlendern durch die schmalen
Gassen und erreichen die Gedenkstätte Gandhi Mandapa. Sie markiert die Stelle,
an der Gandhis Asche von Verehrern besucht wurde, ehe man sie ins Meer streute.
Nach dem Tsunami 2004 wurde eine Gedenkstätte für seine Opfer hier errichtet.
Ich denke über die Ereignisse und das Geschehene nach, vor allem aber schaue
ich mir das Portrait des zierlichen Mannes, der so viel in seiner Heimat bewegt
hat, an. Ich denke an seine Vorstellung der Demokratie in Indien: "Der
Kern ist das Dorf, dass das Prinzip der Selbstversorgung darstellt. So wird
jedes Dorf eine Republik mit allen Vollmachten sein. Daraus folgt, dass jedes
Dorf selbständig und im Stande sei, mit den eigenen Angelegenheiten fertig zu
werden. Ja, sogar sich gegen die ganze Welt zu verteidigen.
Das Leben wird
nicht einer Pyramide gleichen, sondern es wird einen Ozean gleicher Kreise
geben, dessen Mittelpunkt das Individuum ist“. Wir ziehen Rettungswesten an und
setzen mit einem Boot zu einer Felsklippe über. Hier wurde eine Gedenkstätte
für Swami Vivekananda errichtet und hier entdecke ich in einen Stein gemauert
den Sunrise und Sunset Time Kalender. Dieser zeigt die exakten Sonnenauf- und
Sonnenuntergang-Stellen auf Montane untergebrochen geografisch/astronomisch an.
Es ist
mittlerweile 10:00 Uhr und wir erreichen den Suchindram Temple, einer der
berühmtesten Tempels Indiens voller Legenden. Die Außenwand des Temples ist 22
Meter hoch und besteht aus einem einzigen Stein. Er ist für seine komplizierten
und künstlerischen Stupas berühmt - einige der Säulen im Innenbereich sind
musikalisch und geben Klänge ab, wie Mridangam, Veena und andere traditionelle
Instrumente. Zu manchen Bereichen haben Touristen keinen Zutritt, aber ich höre
die Gebete der Männer und deren stumpfe Stimmen. In dieser Kulisse werden die
Gebete zu einem extrem intensiven Hörerlebnis.
Es ist atemberaubend, über das
große Areal zu schlendern und in die Geschichte des 17. Jahrhundert
einzutauchen. Da die Gründung der indischen Unionstaaten teils auf Grundlagen
der Sprachgrenzen vorgenommen wurde, liegt heute eine der architektonischen
Hauptattraktionen Keralas in Tamil Nadu, 55km südlich von Trivandrum. Der
Padmanabhapuram Palast steht immer noch unter keralischer Verwaltung und er ist
eine Pracht der Vergangenheit. Der aus Holz gebaute Palast steht inmitten einer
anmutigen Landschaft vor dem Bergpanorama der Westghats - das Paradebeispiel
für die hoch entwickelte traditionelle Architektur Keralas. Barfuß besichtigen wir
im Rundweg die schöne große Anlage. Ich kriege leider nur noch wenig am Rande
vermitteltes Wissen mit.
Es ist mittlerweile 14 Uhr und ich bin so erschöpft,
dass ich fast im Stehen einschlafe. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich zwar
hundemüde, aber überglücklich meine Ruhe-Oase, Somatheeram, Garten Eden oder
besser noch: Paradise. Voller prägender Eindrücke spüre ich deutlich den Lärm
und den Trubel des Tages. Wie war das nochmal ... ich mache hier eine Ayurveda
Kur und soll relaxen? Und ich werde relaxen, denn um 16:00 Uhr fängt mein
tägliches Treatment (Podi kizhi, Sirodahra, Vasthy) an, Gott sei Dank!
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 10
Freitag, 23. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
10: Spoken englisch -
Thankam (meine Therapeutin) begleitet
heute Ihre Tochter nach Bangalore, daher wird das Treatment (Generalmassage,
Podi kizhi, Sirodhara, Vasthy) eine andere Kollegin durchführen. Erstaunlich
wie schnell sich die Sache mit der Gewohnheit in unser Leben einschleicht. Denn
obwohl der Ablauf zwar derselbe ist und sich die Ersatz-Therapeutin ungeheuer
bemüht, sitzt die "Frisur" nicht so wie immer.
Über "Vasthy" offiziell in
meinem Tagebuch zu schreiben, kostet mich doch ein wenig Überwindung. Daher nur
so viel zu diesem Thema: Vasthy, auch als medizinischer Einlauf bekannt, ist
eine Heilmethode, bei der Kräuteröle, Pflanzenextrakte rektal verabreicht
werden.
Mittags treffe ich endlich wieder Su am
Strand und hole mir meinen ersten Sonnenbrand. Selbst Schuld, ich habe vergessen mich
einzucremen und die Sonne hat in den 40 Minuten kein Erbarmen mit mir. Wir
besprechen den geplanten Ausflug zum Sonnenaufgang am südlichsten Ort
Indiens. Ich
habe darüber im Reiseführer gelesen, fest entschlossen die 75 km auf mich zu
nehmen, mir aber noch keine Gedanken gemacht, wie ich dahin komme. Su hat
bereits alles organisiert.
Ein vertrauenswürdiger Fahrer holt sie und vier
Nikki´s Nest-Mitbewohner ab und dann werde ich eingesammelt. Total klasse, ich
freue mich so sehr, dass mich sogar die unmenschliche Uhrzeit - Abfahrt 3:30 -
keineswegs erschreckt. 75 km in 2,5 h ... sind wir in der Steinzeit angekommen?
Nein, wir sind immer noch in Indien und das ist auch gut so!
Meine Schulter brennen so sehr, dass ich
direkt den Medical Doctor aufsuche, um Hilfe zu holen. Im Ayurveda Hospital ist
24h durchgehend ein Arzt zu erreichen. Wir sprechen nicht, wir tauschen
lediglich Blicke aus, die mehr als 1.000 Worte sagen. 5 Minuten später gehe ich
mit einer frischen Aloe Vera Pflanze untern Arm in mein Cottage und kühle meine
Schulter direkt mit dem "Saft und dem Fleisch" der Pflanze.
Ich lasse heute meine Intermediate Yoga
Stunde ausfallen und gehe die Kids besuchen. Wir sitzen im Schulraum und ich
zeige den Kids meine Fotos. Auf dem iPad habe ich alles bunt gemischt, auf
meiner Kamera jede Menge Impressionen von Indien aus dem jetzigen und
überraschenderweise aus dem letzten Urlaub in Indien. Die ganze Pracht von
Rajasthan (einer der 28 Staaten Indiens) mit seinen über 1 Millionen großen
Vorzeigestädten wie Jodhpur, Udaipur, Jaipur. Ein extrem seltsames Gefühl, den
Kleinen ein großes Stück Ihrer Heimat auf meiner Kamera zu erklären. Ich denke
an meine Kindheit, wie ich mit meiner Mom im dunklen Zimmer sitzend auf einen
beleuchteten Globus starrte und mit meinem Finger eine faszinierende Reise in
alle Richtungen unternahm. Ob die Kids jemals Ihr Land oder womöglich andere
Länder, bereisen werden? Das hoffe ich insgeheim sehr.
Überfluss kennen sie
bisher nicht und trotzdem strahlen sie eine unglaubliche Wärme, Optimismus und
einfach Freude am Leben aus. Ich versuche den Kindern zu erklären, was ein
Media/Advertising Consultant den ganzen lieben langen Tag in Düsseldorf so
treibt. Ich nehme als gutes lokales Beispiel eine Bleeching Zahnpaste und
versuche mit ein wenig Dramaturgie, Schauspielkunst und Pantomime zu erklären
wie ein Keyvisual und eine Media-Strategie entsteht. Dann will ich aber wissen,
welchen Berufen die Kinder in der Zukunft nachgehen wollen und welche Träume
Joy mit seinem Programm unterstützen möchte. Die Mädchen: Anju, Sheeba, Dhanya
wollen Mathe-Lehrerinnen werden, Janeesha, Sindhu und Sheeba Medical Doctor.
Unter den Jungs sehe ich schon einen Yogalehrer (Thomas), drei Piloten (John
Britto, Thadeyosse & Sinu), einen Polizeibeamten (Vincent) und einen
Ingenieur (Pushparaj). Zu ihren Hobbies gehören: self study = Lesen, Malen,
Yoga praktizieren, Tanzen und Sport wie Kricket und kurze Strecken Sprint-Rennen.
Erstaunlich, dass keiner von Ihnen Hobbies wie Schwimmen, Angeln oder
Schifffahrten hat, die mit Wasser zu tun haben.
Ich erfahre
ebenfalls, dass die sanitäre Versorgung so gut wie gar nicht vorhanden ist.
Alle Kinder teilen sich nur ein Bad und es ist dringend notwendig, diesen
Zustand zu ändern. Für den Bau eines Bads und einer Toilette wird ein Invest
von ca. 25.000 R.S (etwas 367 €) benötigt. Mein Kopf arbeitet seit diesem
Moment auf Hochtouren, um diesen Betrag zusammen zu kriegen. Da wir bei diesem
Thema ohnehin schon sind, möchte ich mehr über den Zustand des Strandes
erfahren. Dieser wird nämlich von den Fischern ebenfalls als natürliche
Toilette benutzt. Da die typischen Dörfer wenige bis keine sanitären Anlagen
besitzen, nutzen sie eben diesen biologischen Weg. Solange dieses Problem von
der Regierung nicht gelöst wird, wird sich den nichts ahnenden Touristen ein
seltsames Bild beim Strand-Spaziergang anbieten.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 9
Donnerstag, 22. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag 9: Weniger ist mehr (Backwater Tour) -
Mein aktueller Lebensrhythmus obliegt
dem "weniger ist mehr"-Prinzip". Aktivitäten wie das Aufstehen,
Meditieren, Treatments & Relaxen, am Strand spazieren, Essen, Schlafen und
natürlich ab jetzt die Kids besuchen füllen meine Tage komplett aus und mir
fehlt es an nichts. Langsam kehrt ein wenig Routine ein, man kennt sich, man
versteht sich, man kommuniziert miteinander mit oder teilweise ohne Worte und
es ist großartig, so wie es ist. Heute jedoch soll mein Tag durch die vor ein
paar Tagen gescheiterte Backwater Tour, die in meinem Package inklusive
mitgebucht wurde, sinnvoll erweitert werden.
Mit meinen Ersatzeltern aus
Dresden, Sonja, Toni und einem weiteren Ehepaar aus München breche ich um 9:30
Uhr auf. Im südindischen Kerala State erstreckt sich eine weltweit einzigartige
Landschaft, in der der Mensch und die Natur im Einklang leben. Diese
amphibische Landschaft entdecken wir auf einem der traditionellen Boote mit
einem Gondoliere, der uns sicher durch die schmalen Kanäle manövriert. Hmm,
vielleicht liegt es an dem Schneckentempo oder an der Stille, aber meine
Begeisterung hält sich komplett in Grenzen, um nicht deutlich zu sagen: ich
finde dort keine Ruhe. Als ich gerade in meinem Kopf die falsch investierte
Zeit stark kritisch hinterfrage, sehen wir die Attraktion des Tages - einen sehr
seltenen Vogel auf einem Palmwedel sitzen.
Wäre das Backwater Wasser keine
naturbraune Brühe, würde ich als exzellente Schwimmerin zurück zum Ufer
kraulen. Aber als ich die Wasserschlange auf uns zuschwimmen sehe, bleibe ich
brav im Boot sitzen und zapple ab und zu gelangweilt weiter. Meine heutige
Energie hätte ich lieber auf eine andere sinnvolle Weise einsetzen sollen.
Um 16:00 Uhr
gehe ich zum lang ersehnten Treatment (Generalmassage, Podi kizhi,
Sirodhara)."Siro" bedeutet Kopf, und "Dhara" ist der ununterbrochene
Fluss, auch Stirnguss genannt. Bei dieser Anwendung werden Kräuteröle nach
einer uralten Methode 40 min lang über meine Stirn gegossen. Diese Behandlung
wird bei Schlafstörungen, mentalen Spannungen und bestimmten Hautkrankheiten
angewendet. Zum Abschluss wird wie immer eine schwarze, dickflüssige Paste auf
meine Augenlider aufgetragen. Thankam (meine Therapeutin) gibt sich jedes Mal mit
diesem speziellen Augen Make-Up ganz besonders viel Mühe. Es soll vorrangig
gegen mein hartnäckiges Gerstenkorn, welches mich dieses Jahr so dermaßen
geplagt hat, wirken.
Das Augen-Treatment bleibt eine Stunde lang drauf und
obwohl es mit der Zeit ein wenig verläuft, fühle ich mich trotzdem fast wie
Cleopatra :-). Anstatt, wie üblich, auf der Hängematte zu chillen, gehe ich in
meinem sexy Kittel am Strand spazieren. Eigentlich soll ich jetzt ruhen,
stattdessen sammle ich schöne Muscheln, beobachte dabei den Sonnenuntergang und
entwerfe dabei in Gedanken mein erstes Motivationsspiel für die Fisherman´s
Children. Die Innenseite der Muscheln beschrifte ich mit kurzen, prägnanten
Slogans wie "life is a journey", "think positive", "be
proud of yourself", "be creative today", etc. Es gibt 12
Muscheln mit unterschiedlichen Slogans of the day für 12 Kids.
Obwohl jedes Kind
seine persönliche Muschel von mir erhalten wird, sollen diese jeden Morgen
rotierend gezogen werden um evtl. das Thema des Tages aller Kids zu
bestimmen/ergänzen. Nach 12 Tagen wird das Spiel wiederholt mit dem
Unterschied, dass die Kids immer andere neue Muscheln bekommen. Da die Muscheln
quasi vor der Tür liegen, ist das Spiel beliebig erweiter- und vor allem auch recycelbar.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 8
Mittwoch, 21. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
8: Special Day / Special Guest -
Ich werde um 6:00 Uhr vom Wake-Up Boy
geweckt, um meine Medizin einzunehmen. Ja, richtig um 6:00, denn heute ist ein
besonderer Tag im Verlauf meiner Ayurveda Kur. Panchakarma - die tragende Säule
der Gesundheitspflege - ist die anerkannteste Methode zur inneren und äußeren
Reinigung. Dank der bemerkenswerten Erfolge in der Krankheitsprävention hat sie
ihren etablierten Platz an Indiens Universitäten heute wieder inne. PANCHA
(Fünf) und KARMA (Handlung bzw. Behandlung) steht als Synonym für eine
fünffache Körperreinigung. Diese ausleitende Behandlung, auf die der Körper
über sechs Tage lang vorbereitet wird, soll die überschüssigen DOSHAS aus
meinem Organismus entfernen.
Heute soll ich ruhen und meinem Körper eine
Sendepause gönnen, was ich nun auch bedingt tue. Körperlich nicht besonders
fit, eher träge, müde und schlapp, gehe ich trotzdem zur morgigen Breathing
Class. Mental & geistig bin ich jedoch vollkommen dabei, als wären die Yoga
Matte und ich eins. Ich verspüre kein Hungergefühl, zwinge mich jedoch am
frühen Nachmittag die vorgesehene, wässrige & salzhaltige Reissuppe zu mir
zu nehmen. Biologisch oder physiologisch gesehen ist damit der
Reinigungsprozess beendet. Um 14:00 Uhr gehe ich zum leichten Treatment
(Generalmassage, Facepack). Die Gesichtsmaske, die mir aufgetragen wird, riecht
himmlisch: special powder, rose water, honey, lemon und Banane. Alles zu einer
homogenen Masse gerührt und liebevoll auf die Visitenkarte unsereins
aufgetragen. Ich mag zwar per se keine Bananen und schon gar nicht auf meinem
Gesicht, halte jedoch die 30 Minuten still. Ich sehe danach, ohhh Wunder, wie
ein Neugeborenes aus! Facepack mit Garantie, nachmachen lohnt sich also,
Mädels!
Pünktlich um 16 Uhr stehe ich am
vereinbarten Ort am Strand, doch keines der Kids ist da. Als ich mir gerade das
am Ufer liegende Fischerboot anschaue, entdecke ich zwei Kids (Anju &
Tadeus) darin versteckt. Ich werde durch das Fisherman´s Village namens
Adimalathura geführt und einige Frauen nicken mir sehr freundlich im
Vorbeigehen zu. Die Wohnbedingungen sind ... nun ja indisch eben. Den nötigen
Schatten spenden die wundervollen Coconut-Palmen. Ich sehe sehr kleine
Parzellen, auf denen heruntergekommene Häuser stehen. Die Außenfassade aller Häuser
ist bunt bemalt, drinnen ist es farblos, karg und sehr auf das Wesentliche
reduziert. Ich denke an unsere Zimmer mit Raufaser- oder
Blümchen-Muster-Tapeten mit höchster Präzision geklebt - verkehrte Welt. Im
Parzellen-Labyrinth erreichen wir endlich eine, in der ein frisch gemauerter
Klassen-Raum errichtet wurde. Keine Fenster, keine Tür, dafür vier Wände und
ein festes Dach über dem Kopf. Das Interieur des Raumes: 12 Plastikstühle, 5
Stühle mit einer Schreibablage, eine Schultafel und ein Stück Kreide. Heute ist
dieser Raum besonders schön mit farbigen Luftballons und bunten Malereien der
Kinder geschmückt.
Ich lerne Joy Solomon, Teacher Advisor, kennen und erfahre
nun, was heute gefeiert wird - einjähriges Bestehen der Coastal Brains in
diesem Gebäude. Die Geschichte von Joy wird Euch wahrscheinlich genauso wie
mich berühren, auch wenn sie zugegeben nicht besonders unique ist. Als Sohn
eines Fishers verbrachte er seine Kindheit mit seinem Vater am Wasser, der den
hart verdienten Unterhalt für seine Familie sichern musste. Eines Tages kreuzte
sich der Weg des 10jährigen Jungen mit dem eines reisenden Engländers am Strand.
Sie lernten sich näher kennen und es folgte eine langjährige Unterstützung,
sowohl finanzieller als auch mentaler Natur. Es ging um viel mehr als nur ein
bisschen Geld nach Indien zu schicken. Jegliche Vorbereitungen auf Aufnahmetests
für die Schule, Motivationsgespräche, College-Support und Englisch-Kenntnisse
wurden stark gefördert, vor allem durch eine tiefe Briefkorrespondenz. Joy
wurde zum Teacher ausgebildet, ging für 2 Jahre Praxis auf die Malediven, um
schließlich vor etwa 2 Jahren zu seinem Geburtsort nach Indien zurückzukehren.
Sein englischer Mentor ist mittlerweile sehr alt und reist nicht mehr selbst
nach Indien, aber der Kontakt ist über die Jahre bis heute noch erhalten
geblieben. Ein Déjà-vu von "Ziemlich beste Freunde", sagt ihr ... ja,
kann man so sehen. Unique ist jedoch, was er mit seinem Projekt "Coastal Brains"
(for the education of fishermen children) vorhat. Aus Platzmangel unterrichtet
Joy die ersten 12 Kids (6 Mädels & 6 Jungs) in der Zeit vor und nach der
staatlichen Schule und konzentriert sich dabei auf das Wichtigste im Leben -
ein Ziel vor Augen zu haben. Die ältere Generation gehörte zwangsläufig der
Fischerkaste an, aus der sie nie ausbrechen konnte. Die neue Generation, wie
überall auf der Welt, ist jedoch mutiger, lernwilliger, ein Stück weit
rebellischer, vor allem aber wesentlich neugieriger. Das wichtige Bedürfnis und
die Wandlung in der indischen Tradition haben hier, zu meiner positiven
Überraschung, die Älteren deutlich erkannt. Sie entlassen ihre Kinder aus der
täglichen harten Fischerman´s Arbeit und investieren in die Bildung und
geistige Entfaltung. Geld haben die wenigsten von ihnen, aber die Zeit für
Kinderarbeit, die auch Geld einbringen sollte, wird anderweitig verbracht und
zwar hier in diesem Klassenraum.
Die coolsten Dinge in unserem Leben
passieren gefühlt so ungeplant, obwohl ich das seltsame Gefühl nicht loswerde,
dass es so eigentlich sein soll. Ich bin jedenfalls überglücklich hier zu sein
und an diesem besonderen Ereignis der Einheimischen teilzunehmen. Zu meiner
Überraschung kommt ein zweiter Special Guest, Chris aus Schweden, der mit
seiner Mom ebenfalls eine Kur in unserem Ressort genießt. Wir bilden offiziell
ein European-Komitee und werden zwangsläufig in die erste Reihe gesetzt. Die
Eltern, vorrangig die Mütter, nehmen, ein wenig überrascht über unsere
Anwesenheit, ihre Plätze ein und das Programm kann beginnen. Es folgen
wunderschöne indische Tänze in farbenfrohen Saris, ein etwas holpriger Jungen
Chorgesang und zwei lustige Geschichten mit einer weisen Konklusion werden auf
Englisch vorgetragen.
Anschließend eine exzellente Yoga Kurzvorstellung, von
einem Jungen, der gerade über 2 Monate lang in einem Ashram praktiziert hat. Er
möchte ein Yogalehrer werden und ich glaube es ihm auf Anhieb. Tja, hätte ich
damals bloß nicht den lieben langen Tag Barbie-Puppen an- und umgezogen, ....
dann wäre ich womöglich jetzt ...
Viele der Kids wissen bereits welchem
Beruf sie nachgehen wollen und ich habe den starken Eindruck, deren Träume
werden tatsächlich wahr. Und obwohl sie noch sehr süß, putzig und noch ein
wenig verunsichert auftreten: alle haben ein klares Ziel vor Augen und arbeiten
hart daran. Der Wecker klingelt oder eher der Hahn kräht bereits für manche um
5:00 morgens. Der Tagesplan zum Nachschauen unter http://www.coastalbrains.blogspot.in/. Im Anschluss werden
selbstgebackene regionale Köstlichkeiten verteilt und ich beobachte die
strahlenden Kindergesichter, die stolzen und zufriedenen Mütter und den
sichtlich berührten Joy Solomon. Chris und ich haben eine verdammt richtige
Entscheidung getroffen, die ruhige ayurvedische Mauer für diese paar Stunden gegen
eine herzzerreißende Aktion einzutauschen.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 7
Dienstag, 20. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
7: Schlechtes Karma, gutes Karma -
Bereits beim Aufstehen entscheiden wir
uns, angeblich durch Gedanken gesteuert, wie unser Tag verlaufen wird. Ich
liege wach, warte dennoch bis mein Wake-Up Boy an die Tür klopft um mich zu
wecken. So sind die Spielregeln, also warte ich und verpasse leider die
magische 7:00. Der Schichtwechsel hat mich vergessen! Während ich um 7:15 an
der Rezeption ausbreche wie ein Vulkan, nimmt die heutige Breathing Class
Meditation ohne mich ihren üblichen Lauf. Nichts kann meine Wut und meinen Zorn
bändigen, ich beschließe also an den Strand zu gehen und mich selbst durch eine
Yoga-Lesson zu erden.
Ich sitze im halb perfekten Lotussitz am Strand, schließe
die Augen und als ich sie wieder öffne, starren mich die ersten Pashmina Shawl
Händler neugierig und auch ein wenig mitleidig an. So funktioniert es natürlich
auch keinen Meter, also stehe ich enttäuscht wieder auf und gehe weiter
spazieren. Die ersten Sonnenstrahlen helfen mir ein wenig mich zu beruhigen,
gut gelaunt bin ich aber keineswegs. Ich habe meine Treatments mittlerweile auf
8:00 morgens umgestellt und das ultra freundliche Lächeln von Thankam (meine
Therapeutin) steigert ein wenig mein Wohlbefinden. Heute erwartet mich das
gleiche Package, bestehend aus der Generalmassage, Dhanyamla Dhara, Nasyam,
Snehapanam, Tharpanam und Ela kizhi.
Ich freue mich auf die bevorstehenden 2,5h
Ruhe und Entspannung. Meinen Frieden finde ich aber im Treatment Raum nicht
ganz. Normalerweise herrscht bei den Behandlungen absolute Stille. Heute wird
diese durch "Lärm" u.a. leise Gespräche der Masseurinnen, von weitem
hörbare Autogeräusche und die spürbare Hitze des Tages gestört. Den blöden Vormittag
krönt meine kaputte Louis Karton Brille, die mir beim Anziehen nach dem
Treatment runterfällt. Ich bin richtig genervt, sauer und frage mich, wozu
diese Lektion gut ist. In Gedanken versunken fange ich an den Vormittag zu
reflektieren und über die ayurvedische Philosophie in diesem Kontext
nachzudenken. Ein langes Leben in vollständiger Gesundheit - das ist es doch,
wonach wir alle streben. Ayurveda soll laut Definition die Widerstandskraft des
Körpers gegen den täglichen Stress stärken.
Das hat ja heute super geklappt.
Seine optimale Wirkung entfaltet Ayurveda angeblich in Kombination mit Yoga und
Meditation, aber diese fand heute Morgen nicht statt. Ich konnte mich also kurz
nach Sonnenaufgang (6:20) bei den Yogaübungen, die ich verpasst habe, der
"lebenspendenden Kraft der Sonne" nicht öffnen. Logisch und einigermaßen
nachvollziehbar, aber glaubhaft? Fakt ist, dass mein Gleichgewicht aus der
Balance geraten ist und durch dadurch entstandene negative Gedanken verstärkte
sich spiralförmig mein Unwohlsein. Das Sonnenbrillen-Ereignis hat mich
gezwungen, die Mauer meiner Oase nach 6 Tagen endlich zu verlassen. Ich habe
mein Selbstgespräch beendet und setze den ersten Schritt aus dem Ressort
heraus, um einen Optiker zu finden. Auf der Hauptstraße finde ich tatsächlich
einen und erwerbe für 1.000 R.S (ca. 14,70€) neue schicke No Name Ware, die
ihren Zweck bis zum Abflug erfüllen wird.
Auf dem Rückweg habe ich meine
"Mücke“, aus der ein „Riesen Elefant" geworden ist, einfach verloren.
Happy steuere ich die Dining Hall für ein healthy Lunch an. Um 15:30 gehe ich
zum Intermediate Yoga und bin die einzige in der Yoga Hall 2. Im
Einzel-Coaching erhalte ich wertvolle Tipps und Empfehlungen für meinen immer
noch nicht perfekten Schneidersitz. Wir üben den Sonnengruß, die Kobra-Haltung
und weitere mir aus Deutschland bekannte Yoga Stellungen. Im Gegensatz zu den
deutschen Lehrern üben sich die indischen Kollegen nicht in Perfektion. Die
Drei-Dimensionalität des Herzens, Körpers und der Seele soll dabei im Einklang
sein, d.h. übersetzt, es soll sich vor allem gut anfühlen ;-).
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 6
Montag, 19. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
6: Erstens kommt es anders und Zweitens als man denkt -
Ein heftiger Blitz weckt mich heute
Morgen auf und ich eile zur täglichen Yoga Breathing Class. Erstaunlich, dass
mir das Frühaufstehen im Urlaub absolut nichts mehr ausmacht. Die Pranayama
& Chakra Meditationen wirken viel stärker und andauernder als Kaffee. Es ist
wahrscheinlich keine Raketenwissenschaft, aber ich hätte es nicht für möglich
gehalten. Yoga kann tatsächlich süchtig machen, auch solch eine
"Mittelbegabte" wie mich, die dadurch ausgeglichener und voller Elan
den Tag bestreiten kann. Yoga braucht allerdings neben Zeit auch Geduld und
Konzentration, so ziemlich alles, was ich nicht beherrsche.
Mit meinen Gedanken
in der Yoga Class zu bleiben und sie auf meine Mitte zu richten, stellt bereits
die erste große Hürde für mich dar. Draußen tobt schließlich der Ozean, die Natur
und die Tierwelt manifestieren sich in ihrem Rhythmus und meine Gedanken
schießen mir durch den Kopf. All dies gilt es für mich jeden Tag aufs Neue zu
überwinden, also suche ich nach Hilfe und starre sehr fokussiert unseren weisen
Yoga Lehrer an. Ich versuche an nichts zu denken, bis ich selbst merke, dass
ich längst Fragen nach seinem Leben, Glück, Familie, Frau, etc. ins Universum schicke.
Mit einem indisch-englischen "clooooooose your eyes and reeeeelax"
ermahnt er mich zum letzten Mal mit meinen Gedanken hier zu bleiben und nicht
in eine andere Richtung abzudriften. Da ich mein Treatment am Vorabend von
14:00 auf 8:00 Uhr verschoben habe, bin ich in Eile.
Susanne und ihre Nikki´s Nest-Mitbewohner
haben eine semiprofessionelle Backwater Tour organisiert und ich lasse mich
selbstverständlich auf dieses Abenteuer mit ein. Heute erwartet mich eine
Generalmassage, Dhanyamla Dhara, Nasyam, Snehapanam, Tharpanam und Ela kizhi.
Diese Ganzkörper-Synchronmassage verwendet frische oder zermahlene
Kräuterblätter, die in Baumwollsäckchen gefüllt, in warmes Kräuteröl getunkt
und auf den ganzen Körper aufgestempelt werden. Jedes Mal, wenn die Reisstempel
in die Öl-Kräuter-Mischung getaucht werden, werden dabei Wirkstoffe
freigesetzt. Diese dienen insbesondere zur Hautregeneration und -straffung. Des
Weiteren werden durch diese Behandlung in der Haut angesammelte Schlackenstoffe
und Toxine entfernt.
Um 12 Uhr
treffen wir uns am Strand. 10 übermütige Touristen - inkl. meiner Wenigkeit -
kommen auf die Idee mit einem Fischerboot direkt vom Strand aus zu den
Mangroven (Backwater-Tour) zu gelangen. Kostenfaktor liegt bei 500 Rupien (1€= 68
R.S), Funfactor unbeschreiblich, Adrenalinfaktor deutlich spürbar. Ich
beobachte jeden Tag mit welcher Wucht die 2,5 m hohen Wellen brechen und
verfolge haargenau die Strategie der Fishermen, um die Wellen zu passieren. Es
bedarf ca. 30-40 Männer, um ein Schiff richtig im flachen Wasser zu
positionieren. Mit spürbarer Mühe wird das Boot ins Wasser geschoben und dann
ist eine flinke Manövertaktik gefragt. Es sind immer drei Wellen in gewissen
Abständen sichtbar, die sich nacheinander aufbauen.
Wie immer im Leben kommt es
auf die richtige Stelle/Position, ein eingespieltes Team und das perfekte
Timing an. Das Fischerboot wird immer tiefer ins Wasser geschoben und
nacheinander ziehen sich die Helfer zurück. Bevor die Absprungstelle erreicht
wird, ist nur die Besatzung von 4-5 Menschen an Bord. Immer wieder fällt mal
der eine oder andere aus dem sicheren Boot heraus und schwimmt zurück zum Ufer.
Logisch betrachtet haben wir also keine Chance, mit 10 ungeübten Europäern
(entspricht dem Gewicht von ca. 30 indischen Männern) unter diesen wackeligen
Umständen den sicheren Strand zu verlassen. Wir marschieren ca. 1 km am Strand
entlang und erreichen unsere Adventure Crew. Zu meiner Erleichterung wird
innerhalb von 10 Sekunden mit den zwei Worten "too dangerous" die
spannende Idee zunichtegemacht. Ich habe den "weißen Tiger" bereits
vor der Reise gelesen und könnte mir vorstellen, dass für Inder Plan B mit Plan
A gleich zu setzen ist. Die Tuk Tuks standen bereits am Straßenrand und
warteten geduldig, den Geschäftssinn der Indian Men immer im Hinterkopf. Die
"normale" Backwater Tour ist in meinem Package inklusive, also gehe
ich amüsiert und ein wenig erleichtert zurück.
Ich sehe im Vorbeigehen sehr
viele bunte Boote und die Einheimischen die ihre Fischernetze mit einer Hingabe
nach jedem Fang zum Trocknen ausbreiten. Und ich sehe leider noch etwas,
nämlich jede Menge Müll. Die nicht vorhandene Mülldeponie und die schlecht funktionierende
Müllverwertung sind ein bekanntes Thema in Indien. Aber hier, an diesem
paradiesischen Strand von 600 km Länge, will ich eigentlich damit nicht
konfrontiert werden und auch nicht in diesem Maße. Soweit das Auge reicht,
liegt im höheren Abschnitt des Strandes jede Menge Plastik, Papier und andere
Reste. Traurig und verwirrt kehre ich zum Ressort zurück und spreche gleich vor
Ort das deutsche Management darauf an.
Um 17:00 findet
meine zweite Session des Aura Heelings statt. Ich sitze in der Yoga Hall 2 auf
einem Stuhl und bin sehr gespannt. Diesmal dauert es ca. 30 Minuten und ich
spüre jede Menge Energie (?), die wie eine Strömung durch meinen gesamten
Körper bis hin zu den Zehen fließt. Ich fühle eine unglaubliche Wärme, die sich
im Körper positiv ausbreitet. Am bemerkenswertesten finde ich den Rhythmus
meines Atems, mal normal, mal sehr tief, mal langsam und sehr flach bis zu
einem Gefühl kompletter Atemlosigkeit. War das ein hypnoseähnlicher Zustand?
Ich kriege ein kurzes Feedback, was genau passiert ist und dann ... nun ja,
dann bin ich vorübergehend in perfekter Balance.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 5
Sonntag, 18. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
5: Altes Leben, neues Leben -
In meinem Traum begegne ich auf einer
Party in Düsseldorf überraschenderweise M. Jackson, Madonna und zu meinem
Entsetzen auch DJ Bobo. Es war ein Albtraum, aus dem ich aufwache und im Nullkommanichts
sitze ich beim Yoga in der Breathing Class. Ich brauche eine extra Portion
Erholung und Ruhe, die ich auf der Matte 60 Minuten lang geerdet finde. Heute
regnet es in Strömen, schon seitdem ich wach bin. So verregnet kannte ich
Indien bisher noch nicht. Bei der Buchung musste ich glatt übersehen haben,
dass jetzt die Regenzeit ist ...woher auch, wenn man blind bucht :-). Für die
ayurvedischen Behandlungen ist das die beste Zeit.
Der "wie aus der Kanne
gießen"-Effekt nimmt hier in Indien völlig neue Dimensionen an. Trotz des
Regens ist es angenehm warm und mild. Wie gewohnt startet mein Treatment
(Generalmassage, Dhanyamla Dhara, Nasyam, Snehapanam, Tharpanam, Podi kizhi) um
14:00 Uhr. Aber obwohl ich dieses tägliche Ritual ultra gerne genieße, bin ich
mit meinen Gedanken bereits bei der vereinbarten "Aura-Heeling" Session.
Dort finde ich zuerst riesige rosafarbene Quallen, die mich dankbar und
komplett von meinem Thema ablenken. Und dann finde ich die Antwort in mir
selbst und entscheide mich mutig weiter zu machen. Abends im Open Air
Restaurant halte ich meinen Diätplan in der Hand und bin fest entschlossen ihm zu
folgen. Dort lese ich: eine Schale steamed vegetable, eine Portion "cut
fruits", dafür herbal water so viel ich will und ein Saft statt 5. Mhhhhh,
wurde ich womöglich falsch verstanden und habe die Zahl 5 mit 15 verwechselt?
Mein Lebensmotto war schon immer "entweder … oder" aber das, was ich
auf dem Zettel lese, lehne ich dankend und kategorisch ab. Ich habe bereits
meine Entscheidung getroffen und mit brummenden Magen stürze ich mich auf das
komplette vegetarische Buffet. Es muss einfach anders gehen und das wird es :-).
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 4
Samstag, 17. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag 4: Übermotivation 6:45 Wake-Up Call -
7:00
Hall 1, Yoga Breathing Class. Die eine Hälfte in mir glaubt immer noch nicht
daran, dass ich es tue. Aber die andere ist stolz und schmunzelt freundlich
über die anstehenden Atemübungen. Beim gestrigen Dinner habe ich drei neue Frühaufsteher
rekrutiert, also setzte ich mich vorbildlich in die erste Reihe. Durch die
Übungen werde ich prompt wach und die Wirkung empfinde ich viel sanfter und
lang andauernder als die üblichen 2 bis 3 Lavazzas, die ich immer morgens in
Deutschland zelebriere. Ich entdecke zunehmend Spaß an den Atemtechniken,
gewisse Schwierigkeit bereitet mir allerdings immer noch der Schneidersitz.
Meine Konzentration lässt deshalb rapide nach, denn dem Wunsch "please sit
in comfortable position" kann ich absolut nicht nachkommen. Im Anschluss
lasse ich mir vom Yoga-Lehrer ein paar Dehnübungen (z.B. Butterfly) zeigen,
noch nicht ahnend, dass ich schon ganz bald in fast perfektem Lotussitz sitzen
werde. Ich erhalte ebenfalls eine gute Empfehlung für "Das Chakra-Handbuch"
von S. Sharamon & B. Baginski, um die "LAM, VAM, RAM, YAM, HAM,
2xOM" mit etwas mehr Logik nachzuvollziehen.
Zum Frühstück bestelle ich einen
frischen Apfelsaft, der unfassbar lecker schmeckt. Es folgen Zitrone &
Minze Saft (mein Favorit), Orange & Karotte und Watermelon & Chili. Ich
weiß jetzt, was Kathrin, die 5 Wochen vor mir die gleiche Kur erlebt hat, mit
dem Satz "Du wirst süchtig danach" meinte. Ich werde mich definitiv
in Enthaltsamkeit üben müssen, noch bin ich gierig, weil ich mich nicht entscheiden
kann. Mein leichtes "Vitamin-Frühstück" erzeugt eine Art Übermotivation
in mir und ich beschließe um 11:00 am Yoga for beginners teilzunehmen. Da mich
meine Freundinnen Kathrin und Dagmar bereits ein paar Mal zum Yoga Kitchen in
Oberkassel mitgenommen haben, sind mir die meisten Übungen für Anfänger bekannt
und kinderleicht für mich zu bewältigen. Thanks for the good job, Mädels! Wenn
es so weitergeht, sitze ich Morgen bei den Fortgeschrittenen.
Pünktlich um 14 Uhr gehe ich zum vierten
Treatment (Generalmassage, Dhanyamla Dhara, Nasyam, Snehapanam, Tharpanam, Podi
kizhi).
Das Ghee schlucke ich mittlerweile geübt runter ohne das Gesicht zu
verziehen und bin total gespannt auf die Podi Kizhi Behandlung. Diese Anwendung
(warmes Ölbad) dauert ca. 40 min. und wird auch als Königstherapie bezeichnet.
Ich liege erneut auf dem speziellen Massagetisch, der aus einem einzigen Stück
des Strychnos nux-vomica Baumes
entstanden ist. Zwei Therapeutinnen lassen synchron körperwarmes Öl auf meinem
Körper fließen. Dies wird in verschiedenen Lagen (Bauch, Rücken, Seiten,
Sitzen) mehrmals wiederholt. Insgesamt werden 6 Liter Öl verwendet. Die
außerordentlich wohltuende Anwendung regt den Stoffwechsel von Haut und Organen
intensiv an und bringt mir eine tiefe Entspannung. Ich habe den Eindruck, dass
sich meine Hautzellen für die Revitalisierung ganz herzlich bei mir bedanken.
Wie üblich nach jedem Treatment trinke ich ein Glas Herbal Water und chille
eine Stunde lang auf einer Hängematte. Ich beobachte den ausgesprochen
interessanten Dress-Code der Ayurveda Community.
Im Grunde genommen verbringen
wir den halben Tag in einem Kittel (Farbe: Bordaux), mit weißem Kopf-Turban
(Material: Baumwolle) und Flip-Flops (Farbe: diverse). Es ist sofort erkennbar,
wer gerade zu einem Treatment hingeht (ohne Turban) und wer dieses gerade
hinter sich hat (mit Turban). Das saftige Grün der Natur wird durch die
Bordaux-Kittel (Gäste), Saris in dunklem Blau (Therapeutinnen) und Saris in Orange
(Staff) perfekt ergänzt. Ich genieße diese Einfachheit des Seins sehr.
"Quadratisch, praktisch, gut" und herrlich bequem. Endlich
verschwende ich keine Minute meines Lebens mit der Aufgabe, die Tasche mit
meinen Socken abzustimmen. Die Dress-Code Sitten der Europäer werden mir
lediglich beim Dinner ins Gedächtnis gerufen. Die High-Heels Fraktion
übertrifft sich von Zeit zurzeit selbst mit dem kleinen Schwarzen und den 12-cm
Mörder-Absätzen. Die Norwegerinnen bevorzugen ein kräftiges Pink & ein opulentes
Azurblau und die Mode aus Dresden, perfekt auf Silhouette geschnitten,
überrascht mich sehr positiv. Den berühmten "Vogel" schießt jedoch
jeden Abend eine Dame aus München ab. Wahrscheinlich aus tiefster Liebe zu den
starken Tieren hat sie sich Blusen mit Elefanten-Muster wahrscheinlich extra
nähen lassen. Ich sehe rot auf gelb, blau auf weiß, grün auf orange, lila auf
schwarz und lache mich jedes Mal kaputt.
Beim incredible
Sonnenuntergang treffe ich endlich Susanne (Su) am Strand. Sie wohnt in einem
benachbarten Ressort (Nikki´s Nest) und es ist schön zu hören, dass es ihr
blendend geht. Sie genießt Ihre tägliche Anwendung, hat bereits jeweils einen
Ausflug nach Trivandrum (Hauptstadt von Kerala) und Kovalam Beach unternommen
und schwärmt genau wie ich von der Indian Cuisine. Im Gegensatz zu ihr habe ich
noch keinen Fuß vor meine Oase der Ruhe gesetzt und verspüre auch noch keine
Muße dazu. Es beruhigt mich ein wenig, dass sie ebenfalls bisher kein Gramm verloren
hat. Menschen aus der Medien- und Kommunikationsbranche gewinnen bekanntermaßen
lieber statt zu verlieren und sind wohl hartnäckig ;-). Gegen 19 Uhr kehre ich
zur Dining Hall zurück und wieder lachen mich alle Gerichte auf ihre besondere
Art und Weise an, so dass ich dem Verbotenen nicht widerstehen kann. Am Tisch
lerne ich einen Plattenmogul aus Prag kennen, der in den 80igern M. Jackson,
Madonna und DJ Bobo in Osteuropa promotet hat. Ein schöner, erlebnisreicher Tag
neigt sich dem Ende zu.
Kovalam, Kerala, Indien
Health
DIARY AYURVEDA 2012 #1 - INDIA KERALA DAY 3
Freitag, 16. November 2012 • Health, Travel
Tags: #ayurveda, #businesshealthcoach #somatheeramayurvedichospital #incredibleindia
- Tag
3: Pranayama & Chakra Meditation (zweiter Versuch) -
7:00
Hall 1, Yoga Breathing Class. Ich bin noch müde und frage mich allen Ernstes,
ob ich noch alle "Tassen im Schrank habe" ein himmlisches Bett gegen
die harte Yoga-Matte zu tauschen. Als hätte der Yoga Lehrer meine Gedanken
lesen können, höre ich ihn sagen: "think positive, be calm and relax, be
here and motivated to learn more about yourself". Ich bin gewillt es zu
versuchen, komme mir aber vor wie Julia Roberts in "Eat, Pray, Love".
Ich habe mich bisher noch nie bewusst mit Atemtechniken und Atem-Energie im
Allgemeinen beschäftigt.
Ich atme ein/aus und tue es eher automatisch und so
nebenbei: mal flach, mal tief, mal bin ich aus dem Atem. Dabei ist das
Zusammenspiel des Ein- und Ausatmens nicht nur essentiell für unser Leben. Es
beeinflusst vor allem den Tages-Energiefluss und steuert dadurch unser
tägliches Wohlbefinden. Wir praktizieren 30 Minuten lang verschiede
Atemübungen. Anfangs führe ich die Übungen eher intuitiv durch, viel stärker darauf
fokussiert meinen Lachkrampf zu unterdrücken. Nach einigen Versuchen gelingt es
mir endlich die Worte "Inhiiiiiil diplyyyyyyyy, exhiiiiiil
complitlyyyyyy" als "inhale deeply, exhale completely" zu
verstehen und ich lasse mich neugierig auf die Übungen ein.
Obwohl mir meine
anfängliche Lotus-Position sehr zu schaffen macht, halte ich mit meinem sportlichen
Ehrgeiz durch und werde im Kopf zunehmend wacher und viel klarer. Mit jedem
Atemzug tanke ich jede Menge Sauerstoff & Energie in mich hinein, die ich
förmlich spüre. Ich betrachte die Atemübungen vornehmlich als Sportübungen und
spüre zu meiner Verblüffung während der Sitzung die ersten Anzeichen von
Muskelkater. Beim Yoga geht es keineswegs um einen sportlichen Wettbewerb, dies
gilt es für mich als erstes zu lernen und auch das wird sich schon bald zu
meinem Erstaunen ändern.
In der zweiten Hälfte beschäftigen wir
uns mit der Chakra Meditation. Diese hilft die Blockierung eines oder mehrerer
der sieben Chakren zu lösen. Ich habe keine Ahnung, welche Chakren bei mir
blockiert sein könnten. Im worst case sind es womöglich alle, daher summe ich
eifrig mit, ohne den tieferen Sinn zu verstehen, nacheinander die folgenden
Klänge: LAM, VAM, RAM, YAM, HAM, 2xOM. Ich versuche zwar, mich auf die
einzelnen Chakren zu konzentrieren, aber mein noch verschlossenes westliches
Gehirn, die anstrengende Lotus-Position und die verspielten Eichhörnchen, die
an dem Holzbalken über mir herumrennen, machen mir einen Strich durch die
Rechnung. Meditation braucht bekanntlich Konzentration, Zeit und Übung, aber
wie lange werde ich wohl brauchen? Ich habe hier die perfekte Bühne dafür! Wenn
nicht hier, wo denn dann?
Wenn man sich morgens 60 Minuten lang bewusst mit dem
Atem beschäftigt, fängt der Tag logischerweise komplett anders an. In
Deutschland würde ich höchstwahrscheinlich meine E-Mails im Bett checken, eine
wichtige Entscheidung treffen müssen, z.B. was ich heute anziehe, oder in Eile
frühstücken. Hier nehme ich die Zeit bewusster und lebendiger wahr, ich habe
sie hier und zwar en masse. Ich passe mich dem Rhythmus an und genieße bewusst
jede Minute mit all dem, was sie mit sich bringt. Beim Frühstück nehme ich die
Slots der Ebbe und Flut wahr, höre die Geräusche der Natur und der Tierwelt und
fange an, über verschiedene Gesetzmäßigkeiten des Tages zu philosophieren. Um
14 Uhr gehe ich zum dritten Treatment und freue mich auf exakt die gleichen
Anwendungen wie am Tag davor. Ich versuche die gesamte Prozedur mit meinen
neugierigen Augen "abzuspeichern" bis mich meine Therapeutin sanft
mit "close your eyes and relax" ermahnt. Ich muss nicht immer alle meine
Sinne bereithalten, manchmal wirken Wiederholungen und eine angenehme Monotonie
wie ein Balsam für die Seele. Abschließend wird das Tharpanam, ein
Reinigungsprozess für meine Augen durchgeführt. Diese Art der
"Augendusche" soll den Sehnerv stärken und Augenkrankheiten
vorbeugen.
Abends, wenn
die Dunkelheit hereingebrochen ist, schaue ich den zahllosen flackernden
Lichtern zu. Es sind Fischerboote, die aufs Meer fahren. Über Nacht bleiben die
Männer draußen und holen am Morgen Ihre Netze ein. Beim Dinner genieße ich die
Klänge der indischen Musik und lerne weitere Gäste kennen: ein Ehepaar aus
Dresden, eine Ärztin, die nach Norwegen ausgewandert ist, die naturverliebten
Schweizer und zwei Düsseldorferinnen aus der Modebranche. Wir unterhalten uns
rege über die Erwartungen, erste Eindrücke und bereits gesammelte Erfahrungen.
Ich bin hier und jetzt und habe Spaß, mit den bunt zusammengewürfelten Menschen
an einem Ort zu sitzen und gemeinsam an unseren fresh juices zu nippen.
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Kovalam, Kerala, Indien
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